28.5.2009
www.tanz.at

Autorin:
Ditta Rudle


Was sie denken, was sie fühlen.
Die Company homunculus lässt Jugendliche für Jugendliche tanzen.
Sie sind selbstbewusst und schüchtern, wollen ihre Kräfte messen oder einmal ein Star sein, sie fühlen sich außergewöhnlich und möchten doch so sein, wie die anderen, sie schlagen und lieben sich, sie möchten cool sein und sehnen sich nach Nähe, sie sehnen sich nach Kommunikation und bewahren doch ihre Geheimnisse, sie probieren Alkohol und Drogen und haben keine Ahnung von der Wirkung, sie lachen und weinen zur gleichen Zeit, wollen die Welt erobern und wissen noch gar nicht, wo ihr Platz darin ist. Sie sind keine Kinder mehr und doch noch nicht wirklich erwachsen. Sie tanzen ihre eigenen Gefühle und zeigen sie auf der Bühne anderen.
Zum zweiten Mal haben Karin Steinbrugger & Martina Haager mit jungen DarstellerInnen eine Performance für junges Publikum erarbeitet. Um es gleich vorwegzunehmen: Das angesprochene Publikum im großen Saal des Dschungel Wien belohnte die zwölf tanzenden AmateurInnen mit frenetischem Applaus. In jeder Szene der von Heinz Janisch inspirierten Vorstellung konnten sie sich wiederfinden.
Mit wenig Probenzeit (die Mitwirkenden kommen aus unterschiedlichen Schulen) hatten Steinbrugger und Haager ein stimmiges Stück erarbeitet, das in assoziativ aneinander gereihten kurzen Szenen mehr Stimmungen, aber auch kleine Geschichten zeigte. Den Rahmen gibt ein „Event“, das die Bursche und Mädchen immer wieder verlassen, um sich an der Bar (oder vor dem WC) zu treffen – oder einander aus dem Weg zu gehen. Frappierend ist die Begeisterung, mit der die Jugendlichen – noch einmal sei betont: keine ausgebildeten TänzerInnen – bei der Sache sind. Präzise schaffen sie die oft abrupten Szenenwechsel (Licht: Silvia Auer) und zeigen sowohl als SolistInnen als auch im Ensemble Disziplin und Engagement. Das Choreografinnenteam hat dafür gesorgt, dass keine Minute Leerlauf eintritt und lässt auch Witz und Humor nicht zu kurz kommen. Martin Kratochwil hat stimmige Popmusik ausgewählt, die das Publikum zusätzlich mitreißt. Produziert wurde das Stück über die Geheimnisse und Ängste Jugendlicher, wie auch die Vorjahresproduktion „Fight Night“, von der Company homunculus. Die  Idee ist, jungem Publikum Theater als Ort aktiver und kritischer Auseinandersetzung mit Themen, die sie betreffen, nahe zu bringen und auch ihr Interesse für Tanz und Theater zu fördern. Nicht nur die Kunst der Performance ist Ziel der Arbeit, sondern auch die Bewältigung von Schreibworkshop mit dem Autor Heinz Janisch, bei dem sich die unterschiedlichsten Themen zum vorgegebenen Titel herauskristallisiert haben. Nach einer Phase der Improvisation, des Forschens und Experimentierens wurde die szenische Grundlage für das Stück geschaffen. Mit Enthusiasmus und erstaunlicher Körperbeherrschung spielen die 12 Mitwirkenden in die mit ihnen gemeinsam erarbeiteten – nicht nur sympathischen – Charaktere und fallen auch dann nicht aus der Rolle, wenn sie nicht im Mittelpunkt des Bildes stehen. Man muss nicht zur Familie gehören, um sich an diesem Abend zu erfreuen.